Jesper Juul – Essen kommen

Ich bin mir sicher, die meisten Eltern wurden schonmal mit Jesper Juul konfrontiert. Seine bekanntesten Bücher sind wohl „Dein kompetentes Kind“ (Amazon Partnerlink) und „Nein aus Liebe“ (Amazon Partnerlink). Ich habe sie auch gelesen und außerdem noch „Leitwölfe sein“ (Amazon Partnerlink) und „Liebende bleiben“ (Amazon Partnerlink), die ich euch hier und hier vorgestellt habe. Ihr merkt schon, ich bin ein Jesper Juul-Profi. Ich mag seine Bücher sehr. Auch wenn man nicht alles für den eigenen Alltag nutzen kann, so habe ich aus jedem Buch etwas mitgenommen, das ich bei uns umgesetzt habe. Das ist nicht nur für mich vorteilhaft, sondern vor allem für meine Kinder.
Als ich die Anfrage erhielt, ob ich Jesper Juuls neuestes Buch rezensieren möchte und den Titel gelesen habe, war das fast unheimlich passend. Ich habe mit meinem Mann nämlich gerade immer wieder darüber gesprochen, ob und wann wir alle gemeinsam essen wollen und wie das dann aussehen soll. Finn ist ja mittlerweile fast 6 Jahre alt und gewisse Tischmanieren wären mir sehr recht. Gemeinsam essen schaffen wir eigentlich nur am Wochenende, ansonsten isst jeder, wann er möchte und meist allein. Das stört hier keinen, müsste also nicht geändert werden. Aber nachdem ich das Buch gelesen habe, sollten wir nochmal darüber nachdenken.
 
Ich gebe euch hier einige Einblicke in die Ratschläge von Herrn Juul in Bezug auf unser eigenes Leben. Wenn euch das Thema interessiert, dann lest ihr das Buch „Essen kommen“ (Amazon Partnerlink) am besten einfach selbst. Mit ein bisschen Glück könnt ihr auch eines gewinnen. Mehr dazu später.
Probleme am Essenstisch Kinder
 

Die Mahlzeit ist nicht der richtige Ort, sein Kind zu erziehen

Das fällt mir schwer, wenn er da so schmatzend vor mir sitzt. Aber Juul sagt, dass sich Korrektur und Kritik störend auf die Lust an einer gemeinsamen Mahlzeit auswirken. Das klingt ja sehr logisch. Wird das Kind ständig gemaßregelt, hat es irgendwann keine Interesse mehr, mit den Eltern zu essen. Nehmt euch einfach mal vor, die Kleinen gar nicht zu beobachten beim Essen, auch wenn es schwer fällt. Ein Tipp von Juul ist außerdem, mal jegliche Ablenkung wie Musik oder gar Fernsehen abzuschalten, um sich ganz auf das Wesentliche konzentrieren zu können. In seinem Buch taucht immer wieder das Wort „Hygge“ auf, was sowas wie gemütlich mit der Familie heißen soll. Zusammen essen soll etwas Schönes sein. Am besten bereitet man schon mit den Kindern alles vor, sitzt zusammen am Tisch und erzählt sich vom Tag.

Worte, die den Appetit verderben

Um aus „Hygge“ kein Disaster zu machen, müssen alle ein bisschen aufeinander schauen. So gibt es im Buch eine Liste an Sätzen, die die Eltern bei Tisch lieber nicht nutzen sollten. Man entdeckt leider doch den ein oder anderen Satz, den man selbst schon benutzt hat. Eine kleine Auswahl habe ich für euch, den Rest könnt ihr dann im Buch nachlesen.

Du bist aber brav, du hast alles aufgegessen!
Was ist denn los mit dir? Du magst ja gar nichts?
Probier mal, es schmeckt gut, das wirst du mögen!
Iss ordentlich!
Bist du bald fertig?

Und, habt ihr euch da vielleicht wiedererkannt? Das sind die Sätze rausgefischt, die ganz eventuell mal aus meinem Mund gekommen sein könnten. Die Frage ist dann ja immer, wie man es denn sonst machen soll? Man soll dem Kind mit Interesse begegnen. Oder klare, persönliche Aussagen machen.
 
Ich möchte gerne, dass du das Essen mal probierst. Ich selbst mag Blumenkohl total gerne und würde mich freuen, wenn du ihn auch magst.
Tischmanieren Kinder
 

Mein Kind isst am liebsten alleine

Finn isst irgendwie am liebsten für sich. Mit einem Hörspiel oder wenn er das darf auch gerne mit einer Serie. Das kommt bei uns allerdings seeehr selten vor. Für mich ist das in Ordnung. Jetzt mit Baby habe ich unter der Woche auch nicht so die Zeit, mich dazu zu setzen. Aber dafür ist es mir am Wochenende umso wichtiger. Nach Juul soll man auch auf keinen Fall etwas erzwingen. Das merkt das Kind und die Stimmung ist gleich wieder schlecht.
 

Mein Kind steht einfach auf, wenn es fertig ist

Tsja. Wenn ich es mir wünschen könnte, fände ich es nett, wenn er am Tisch sitzen würde bis wir alle fertig sind. Aber er ist noch klein und versteht nicht, warum er da noch sitzen soll, wenn er doch schon fertig gegessen hat. Für uns ist das momentan noch in Ordnung. Ich möchte ihn einfach nicht zwingen, dann mag er irgendwann gar nicht mehr bei uns sitzen. Aber ich denke, in ein paar Jahren werden wir das überdenken.
 

Mein Kind hat keine Tischmanieren

Da fällt es mir am schwersten, nichts zu sagen. Ich frage mich auch, wie er es lernen soll, wenn wir ihn nicht drauf hinweisen. Wahrscheinlich geht es auch hier eher um die Formulierung. Statt „Iss nicht mit vollem Mund“ vielleicht eher „Ich fände es schön, wenn du den Mund beim Essen zu machst, weil das Essen sonst rausfällt“. Wir probieren das jetzt mal so. Und wir haben uns vorgenommen, nicht zu viel auf einmal zu korrigieren. Erstmal das Wichtigste und beim nächsten Mal dann was anderes.

Mein Kind will immer nur Nudeln essen

Komischerweise isst unser Kind im Kindergarten und bei meinen Eltern viel mehr als bei uns. Eigentlich isst er so gut wie kein gekochtes Gericht mit. Er mag nur Nudeln mit Pesto, Fischstäbchen und letztens hat er sogar mal Gnocci mit Spinat gegessen. Was macht man aber, wenn man etwas kocht, das das Kind eben nicht mag? Wir handhaben das so, dass wir für ihn mitkochen, er aber selbst entscheiden darf, ob er es essen mag. Wenn nicht, hat er die Option, sich selbst ein Müsli zu machen. Das klappt bisher ganz gut. Aufessen muss bei uns übrigens auch keiner. Wenn ich nicht mehr kann, dann schiebe ich mir das ja auch nicht noch rein. Finn weiß selbst ganz gut, wie viel Hunger er hat.
Kinder am Tisch sitzen
 
Im Buch findet man übrigens auch Rezepte. Die sind meiner Meinung nach aber leider viel zu speziell als dass Finn sie essen würde. Das liegt dann aber eher an seinem schwierigen Geschmack. Das ein oder andere werde ich aber mal ausprobieren.