Ihr habt noch nie von Jesper Juul gehört? Dann wird es aber wirklich höchste Zeit. Heute stelle ich euch sein neuestes Buch „Liebende bleiben“ vor. Dieses Mal durften ich und einige andere Bloggerinnen sogar eine eigene Frage an ihn stellen. Seine Antwort auf meine findet ihr später. Ich fasse einfach mal zusammen, worum es in dem Buch geht. Wenn ihr mehr Details braucht, dann könnt ihr es euch hier (Amazon Partnerlink) kaufen.
In Jespers Buch gibt es sehr viele Fallbeispiele, die ich hier als Gespräche bezeichne. Aus jedem kann man einige wertvolle Tipps mitnehmen. Ich habe euch das etwas aufzählend aufgeschrieben, sonst schreibe ich gleich selbst ein Buch und das will ja keiner lesen.
Zweisamkeit ist Elternrecht
Das Beste, was Mutter und Väter für ihre Kinder tun können, ist gut auf ihre Beziehung als Paar aufzupassen. Ein Kind zu bekommen wird oft mit der romantischen Vorstellung von Glück und Zusammengehörigkeit verbunden. Im Familienalltag verliert sie sich leider schnell. Das führt zu Überforderung und daraus folgenden Auseinandersetzungen. Eine lebendige Familie kann ohne Konflikte nicht wachsen. Nur weil man Vater oder Mutter geworden ist, hat man nicht wirklich eine andere Persönlichkeit.
Gespräch 1:
Fazit: Nicht den Partner kritisieren, sondern schauen, welcher Erziehungsstil in dem Moment der Erfolgversprechende ist. Eltern müssen sich nicht immer einig sein, sie sind verschieden und sollen dies akzeptieren. Für das Kind ist es wichtig, zu lernen, dass jeder Mensch anders reagiert.
Wut ist wunderbar. Damit zeigen Kinder, dass man sie verletzt hat.
Gespräch 2:
Fazit: Es ist in Ordnung, dass einem die Arbeit zu bestimmten Zeiten wichtiger ist als das Kind. Deshalb liebt man es nicht weniger. Die Kinder brauchen klare Sätze, die klare Worte vermitteln, dass die Eltern für diese bestimmte Zeit nicht gestört werden möchten. Kinder brauchen solche Ansagen bis zu 100 mal ehe sie sie verstehen. Je älter sie sind, desto besser klappt das. Mit 4/5 können die Kinder solche klaren Ansagen gut verstehen.
„Für unsere Erwartungen sind wir selbstverantwortlich – nicht der Partner und nicht die Kinder.“
Gespräch 3:
Fazit: Nicht alles, was man sich von seinem Partner wünscht, wird man bekommen.
Gespräch 4:
Fazit: Wenn es bei den Eltern stimmt, stimmt es auch bei den Kindern. Das Beste, was Eltern für ihre Kinder nun mal tun können, ist die Verantwortung für ihr eigenes Leben zu übernehmen und so ihrem Kind Vorbild zu sein.
Gespräch 5:
Fazit: Unrealistische Erwartungen überdenken, den Partner so sein lassen, wie er ist.
Die emotionale und die intuitive Verbindung
Meist hat ein Kind zu beiden Elternteilen eine emotionale Verbindung. Ein Elternteil ist aber ein stärkeres und einflussreicheres Rollenvorbild. Die intuitive Verbindung ist aber keine Liebe und unabhängig von der Bindung.
Gespräch 6:
Fazit: Wann ist eine Trennung der bessere Weg? Wollen wir nur überleben oder wollen wir auch leben? Ich bin nicht zufrieden mit meinem Leben, deswegen musst du dich ändern. Das geht nicht. Leider. Trennung löst Partnerschaftsprobleme nicht, gibt aber die Chance, sich selbst und den Partner mit Abstand zu betrachten. Auch um das Wohl der Kinder zu schützen.
Hier kommt jetzt die Frage, die ich an Jesper Juul stellen durfte. Sie folgt aus unserem Dubai-Urlaub letzten Monat, den wir ohne unseren Sohn gemacht haben.
Wie lange darf man sein Kind bedenkenlos alleine lassen? Sicher gibt es da keine Standardantwort, es kommt ja auf das Kind an. Aber wird er irgendeinen seelischen Schaden davon tragen, wenn er uns 5 Tage nicht sieht? Sind Kinder mit 5 in der Lage, ohne ihre Eltern zu sein, ohne es ihnen hinterher übel zu nehmen? Was macht man, wenn das Kind nicht zu den Großeltern gehen möchte. Kann man ihn trotzdem da abgeben? Das trifft bei uns nicht zu, ich würde es aber trotzdem gerne wissen.
ANTWORT VON JESPER JUUL
In Ihrer Situation besteht absolut keine Veranlassung, ein schlechtes Gewissen wegen des bevorstehenden Urlaubs zu haben. Ich frage mich lediglich, inwieweit Ihr Sohn spürt, dass Sie der Auszeit mit gemischten Gefühlen entgegensehen. In solchen Fällen machen die Kinder ihre eigene Unsicherheit häufig an ähnlichen Empfindungen der Mutter, des Vaters oder beider Elternteile fest. Deshalb sind Eltern nicht immer in der Lage, die subjektive Wahrheit (die ureigenen Gefühle und Gedanken des Kindes) zu erkennen; oft verstricken sich alle Beteiligten in ein Netz, das in der Psychologie als „Projektionen“ bezeichnet wird.
Man könnte auch einen wichtigen Faktor hervorheben und ihn aus einer optimistischeren Perspektive ansprechen: „Wir haben beschlossen, dass du fünf Tage lang bei deinen Großeltern bleiben darfst. Da es das erste Mal für uns alle ist, sind wir alle ein bisschen aufgeregt, aber ich bin sicher, dass wir die Zeit gut überstehen.“
Für einen Fünfjährigen mag es ein wenig spät für das erste Mal sein, doch im Allgemeinen ist es völlig in Ordnung, wenn Kinder auch schon früher eine Nacht bei Personen verbringt, die sie mögen und die das Vertrauen von Eltern und Kind genießen. Es fördert weder das Wohlbefinden der Eltern noch eine gedeihliche Entwicklung des Kindes, wenn es zu der Überzeugung gelangt: „Meine Eltern müssen sich stets in Reichweite befinden, sonst halte ich es nicht aus.“ Wenn das passiert, ist es für die Eltern an der Zeit, Klartext zu reden: „Oh, es tut mir leid zu hören, wie du darüber denkst. Vielleicht hätten wir schon vor zwei oder drei Jahren einmal weniger nervös sein sollen! Wie dem auch sei, heute wird mir klar, dass wir jetzt damit anfangen sollten, damit Du wachsen kannst und Du Dir zutraust, auch einmal bei deinen Großeltern, Freunden, usw. zu übernachten.“
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Zur Buchvorstellung von „Leitwölfe sein“ von Jesper Juul.
Danke an Jesper Juul für seine Zeit, unsere Fragen zu beantworten!