#19: Geschichte einer Bastelversagerin

Heute öffnet sich ein ganz besonderes Türchen. Wie das immer so ist, kann man das Leben nicht planen und bisher war es jedes Jahr so, dass eine Teilnehmerin aus persönlichen Gründen abspringen musste. Da kommt dann immer leichte Panik in mir hoch, ob ich so kurzfristig einen Ersatz finde. Und dann kam die liebe Anna und meinte, dass sie mir gerne helfen möchte, aber leider so gar nicht basteln kann. Irgendwie fand ich das dann gerade gut. Dieser Post heute ist nämlich für alle, die eben auch nicht so das bunte Händchen haben. Ihr könnt dann auch am Gewinnspiel teilnehmen, ohne basteln zu müssen. Dazu müsst ihr einfach auch einen Beitrag schreiben, warum ihr keine Bastelqueen seid. Mehr dazu am Ende. Na auf jeden Fall ist Anna von Berlinmittemom super. Ich habe sie das erste Mal auf der Blogst 2013 sprechen hören und mir war da schon klar, dass sie genau weiß, was sie will und dass man von ihr sicher viel lernen kann. Sie schreibt auch einfach richtig schöne Texte. Wie zum Beispiel über ein gesundes Körpergefühl bei Kindern oder das dritte Kind. Und jetzt lest unbedingt ihre Geschichte einer Bastelversagerin.
Basteln ist ja meine Nemesis. Gleich hinter allzu langen Aufenthalten in zu großen Shoppingmalls voll mit zu vielen Menschen. Oder Spaziergängen über zu hohe Brücken mit zu niedrigen Geländern. Aber gleich danach kommt Basteln.
Ich hasse es. Ehrlich, schon immer. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals etwas mit den Händen gemacht hätte, etwas gebastelt, gehäkelt oder gestrickt, etwas geknetet, getöpfert oder geklöppelt und hinterher gedacht hätte: „Och, schön. Das hat aber mal so richtig Spaß gebracht.“ Nein. So war es einfach nie, in meinem ganzen Leben nicht. Nicht als Achtjährige im Handarbeitsunterricht in der Schule, nicht als Zwölfjährige mit störrischen Stricknadeln in der Hand an der Seite meiner geliebten Oma, die mir das beibringen wollte und auch nicht in der Klöppelgruppe aka Handarbeits-AG, in die mich meine beste Freundin kurzzeitig schleppte.
Nicht, dass ich Selbstgebasteltes nicht gut finden würde, im Gegenteil. Ich bewundere diese Begabung an anderen Menschen in meinem Umfeld und bin immer begeistert von all den Dingen, die andere so produzieren. Aber ich selbst war schon als Kind zu ungeduldig, zu sehr interessiert an anderen Dingen und all das Basteln, Handarbeiten, Werkeln… machte mir einfach keine Freude.
Und leider hat sich das auch bis heute nicht geändert. Problematisch, wenn man wie ich, drei Kinder hat, die eigentlich ständig, seit sie in Kita bzw. Schule gehen, mit irgendwelchen Bastelprojekten und -ideen nach Hause kommen. Da sind die Kunstprojekte des Sohnes in der Schule, die Nähbegeisterung der Kleinsten in ihrem Nähclub, die Origami- und Ikebana-Leidenschaft der Großen. Zu all dem nicke ich begeistert und stecke meine unbegabten Hände tief in meine Taschen. Aber dann kommen die Anlässe im Jahr, die mich immer wieder herausfordern und trotzdem sie immer zur selben Zeit wiederkehren, eiskalt erwischen: Ostern, Laternenzeit zu Sankt Martin und am schlimmsten – Weihnachten.
Es gibt ja Menschen, für die ist schon das Geschenke Verpacken ihr persönliches Yoga und sie stempeln und kleben, schneiden aus und verzieren, binden kunstvolle Schleifen und machen die reinsten Kunstwerke aus ihren Päckchen. Ich dagegen bin froh, wenn ich mich nicht im Washi-Tape verheddere – und damit erschöpft sich auch schon meine kreative Abweichung von normalem Klebeband beim Verpacken.
Aber meine Kinder erwarten, dass ich mit ihnen bastele. Dass ich I D E E N habe, was sie für die Großeltern, Paten, den Papa und die beste Freundin zu Weihnachten selber machen könnten. Also gehen wir jedes Jahr in der Adventszeit in den Bastelladen meines Vertrauens. Die kennen uns schon. Ich glaube, die nette Dame hinter dem Tresen hat jedes Mal Mitleid mit mir, wenn ich mit meinen enthusiastischen Kindern den Laden betrete. Sie lächelt mich aufmunternd an und dann… ziehen die Kinder mich zu den jahreszeitlich angepassten Aufstellern voller Material, das die nette Dame hilfreich drapiert hat, um Menschen wie mir Impulse zu geben. Ich frage mich immer, bei wem das wohl funktioniert oder ob ich wohl die Einzige bin, die ratlos vor den ganzen bunten Papieren, Stempeln, Schnüren, Ausstanzern, Pinseln, Perlen, rätselhaften Werkzeugen und Gerätschaften steht und sich wundert. Meistens haben aber tatsächlich die Kinder dann eine Idee und die nette Dame versucht, deren kreative Feuerwerke einzudämmen, weil sie mir offenbar ansieht, dass ich k e i n e n Schimmer habe, wie ich die ehrgeizigen Projekte meiner Kinder unterstützen soll.
Irgendwann sind wir wieder zu Hause und der Wohnzimmertisch läuft über mit Material, die Kinder setzen sich und fangen an, Kerzenständer, Scherenschnitte, Goldfoliensterne, Christbaumschmuck und Wandbehänge zu klöppeln, während sich meine Rolle darauf beschränkt, Kleber, Scheren und anderes Zubehör anzureichen. Zum Glück sind sie inzwischen alt genug, um das meiste alleine zu schaffen, aber ich gebe es hier und heute offen zu, zwischen all den Beiträgen der talentierten Kolleginnen: ich bin die Mama, die in den frühen Jahren fertige Laternenbastelsätze kauft oder gar den unvermeidlichen grinsenden Mond, den man nur auspacken und aufklappen muss. Ich bin die, die auf dem Weihnachtsbasar und dem Weihnachtsmarkt Fremdgebasteltes kauft, damit wenigstens ein bisschen weihnachtlicher Selbermacherspirit ins Haus kommt. Und ich bin die, deren hilfreiche Freundinnen ihr immer selbstgewundene Adventskränze schenken, weil ich es selbst eben einfach nicht hinkriege.
Und ich bin froh. Ich bin so froh, dass es diese Menschen gibt, die das alles können und andere damit inspirieren. Ich bin dankbar für die wunderbare Babysitterin, die mit meinen Kindern geprickelt hat, als ich einfach nicht wollte, die Kinder aber begeistert waren. Für meine Schwester, die mit den Kindern hingebungsvoll Salzteigfiguren zusammenknetete, als sich alles in mir sträubte. Dankbar für die Nachbarin, die die Kinder zum gemeinsamen Osterbasteln einlud, während ich passend zu diesem Event lieber kleine Hefekränze buk und damit die Bastlerchen becatert habe. Dankbar für die Freundin, die mein Kind bei sich das erste Mal an die Nähmaschine ließ und damit eine Leidenschaft beim Kind erkannt hat. Ich bin froh, dass ich nicht alles können muss.
Ich kann nämlich dafür andere Dinge ganz gut und tue sie leidenschaftlich gerne: musizieren, kochen und backen, gärtnern, (vor)lesen und Geschichten erzählen. Daran lasse ich meine Kinder teilhaben und binde sie ein und sehe, wie sie das aufnehmen und für sich was draus machen – oder eben nicht. Manche Dinge kann man eben weitergeben und andere nicht, man kann es vorher nie wissen.
Und zu Weihnachten werden hier die Geschenke zum Auspacken gekauft. Alles fürs Herz gibt’s so dazu!
Liebe Steffi, danke dir von Herzen, dass ich mit meiner kleinen Bastelversagerinnen-Geschichte Teil deines schönen Adventsreigens sein darf, wo ich umgeben bin von so viel Talent. Ich verstecke mich ein bisschen dazwischen und hoffe, zwischen deinen Leserinnen finden sich vielleicht welche, die sich wiedererkennen…? Ihr seid nicht allein!
Frohe Weihnachten wünsche ich allen, mit und ohne Bastelcontent.
Und jetzt seid ihr dran. Wenn ihr wie Anna nicht so die DIY-Freaks seid und Lust habt, darüber zu schreiben, dann teilt das Ganze auf Facebook oder Instagram mit #cuchikalender2017, @cuchikind und @berlinmittemom. Am 25.12. werde ich an alle teilnehmenden Beiträge tolle DIY-Überraschungspakete (hier) verlosen.