Dieses Thema schlummert schon eine Weile in mir, da wir momentan nur ein Kind, seine Freunde aber so gut wie alle Geschwister haben. Oft mache ich mir Gedanken, ob meinem Kind das schadet, ob es Vor- oder Nachteile gibt und wie er selbst das wohl sieht. Es ist nicht ausgeschlossen, dass er noch ein Geschwisterkind wird, momentan ist er aber alleine und bekommt unsere komplette Aufmerksamkeit. Interessant ist, dass etwa ein Viertel aller Kinder in Deutschland Einzelkinder sind. Wenn ich mich bei uns so umschaue, dann hätte ich weniger erwartet. Gründe, warum Familien nur ein Kind haben, gibt es sicher viele: Zu viel Arbeit, zu teuer, vom Partner getrennt, Karrierepläne, klappt nicht, zu alt, … Was auch immer der Grund ist, ist es denn schlecht für das Kind, wenn es ohne Geschwister aufwächst?
Einzelkinder können nicht teilen
Es gibt das allseits bekannte Vorurteil, Einzelkinder wären Ich-bezogen und könnten nicht teilen. Wenn ich ehrlich bin, war ich darin als Kind auch nie besonders gut, obwohl ich einen Bruder habe. Oder gerade deshalb. Wenn man als Geschwisterkind nämlich immer teilen muss, dann macht man das vielleicht noch weniger gern. Prof. Dr. Hartmut Kasten (Entwicklungspsychologe) sagte in einem Interview in der Süddeutschen Zeitung sogar, dass in Studien festgestellt wurde, dass Einzelkinder besser teilen können, dass sie kompromissbereiter sind und dass sie lieber Verantwortung übernehmen. Pauschalisieren kann man das sicher nicht, es kommt ja auch immer auf das Kind an.
Dass die Kinder wie früher alleine auf die Eltern gestellt waren, ist heutzutage ja auch gar nicht mehr so. Die meisten Kinder gehen schon mit 1 Jahr in die Kita und kommen in Kontakt mit Gleichaltrigen. Wir treffen uns zum Beispiel auch so gut wie jeden Nachmittag mit einem seiner Freunde oder Freundinnen.
Dass die Kinder wie früher alleine auf die Eltern gestellt waren, ist heutzutage ja auch gar nicht mehr so. Die meisten Kinder gehen schon mit 1 Jahr in die Kita und kommen in Kontakt mit Gleichaltrigen. Wir treffen uns zum Beispiel auch so gut wie jeden Nachmittag mit einem seiner Freunde oder Freundinnen.
Geschwisterkinder streiten immer
Was ich als Kind toll fand, war, dass ich im Urlaub immer jemanden dabei hatte, mit dem ich spielen konnte und den ich schon kannte. Zu Hause haben wir auch miteinander gespielt, als wir kleiner waren (mein Bruder ist 3 Jahre jünger), aber ehrlicherweise haben wir uns auch sehr oft gestritten. Auch beim Streiten lernt man, wenn es allerdings zu viel und zu gewalttätig wird, dann kann das auch zu erhöhtem physischen Druck führen. Oft fühlt sich einer ungerecht behandelt, Eifersucht spielt mit oder die Privatsphäre wird gestört. Der Einfluss der Geschwister kann größer als der der Eltern sein, positiv und negativ gesehen. Es kommt also sehr auf die Beziehung der Kinder zueinander an, wie sich das auf die Entwicklung auswirkt. Geschwistermobbing kann sogar Depressionen auslösen. In der Pubertät lösen sich viele Kinder voneinander, jeder braucht seinen eigenen Rückzugsraum. Das ist wichtig für die Entwicklung und sollte auch von den Eltern, z.B. mit getrennten Zimmern, gefördert werden.
Zwillinge sind dabei natürlich noch mal ein ganz spezielles Thema. Da sie gleich alt sind, wird die Liebe oder der Hass dementsprechend größer sein.
Einzelkinder sind verwöhnt
Was mir auffällt ist, dass ich es auf jeden Fall leichter habe, schöne Sachen mit Finn zu unternehmen. Viele befreundete Mütter können nicht mit, weil da noch das kleine Geschwisterchen ist. Zum Beispiel auf die Eisbahn oder ins Schwimmbad. Ich kann mich ganz auf meinen Sohn konzentrieren und mich dort um ihn kümmern. Der Umkehrschluss ist, dass er dadurch natürlich gewohnt ist, die volle Beachtung zu bekommen. Vielleicht überfordere ich ihn auch manchmal mit der ganzen Aufmerksamkeit. Bisher hat er sich noch nicht beschwert. Und sicher ist er verwöhnt, was Zeit mit mir/uns angeht. Aber ist das verkehrt?
Geschwisterkinder können sich nicht alleine beschäftigen
Was mein Sohn unglaublich gut kann ist, sich alleine zu beschäftigen. Das konnte er aber schon von klein auf sehr gut und würde sich wohl auch nicht ändern, wenn er ein Geschwisterchen bekommen würde. Er kann mehrere Stunden alleine Lego in seinem Zimmer bauen. Für mich wäre ein zweites Kind momentan wohl mehr Stress als mein Sohn alleine. Er wird bald 5 und weiß sich sehr gut zu beschäftigen. Er kennt es ja auch nicht anders. Natürlich spiele ich auch mit ihm, wir basteln auch viel zusammen, aber ich bin immer froh, wenn er auch was alleine macht. Wenn Geschwister immer gewohnt sind, zusammen zu spielen, können sie sich vielleicht nicht so gut ohne jemanden beschäftigen.
Was wünschen sich Einzelkinder?
Wenn man Finn fragt, wünscht er sich immer ein Geschwisterchen, mit dem er spielen kann. Am liebsten einen Bruder und sofort so alt wie er. Dass das erst ein Baby ist, verdrängt er gekonnt. Ich glaube aber, wenn man ältere Kinder fragt, würden die wahrscheinlich lieber alleine bleiben. Ich persönlich habe meinen Bruder auch erst richtig schätzen gelernt, als wir schon Erwachsen waren. Es ist für mich viel netter, wenn bei Familienfeiern noch jemand kommt, nicht nur wir. Sicher wünscht sich jedes Einzelkind einen Menschen, den er gerne haben kann, um den er sich sorgt, mit dem er spielt. Jemand, der einfach zur Familie dazu gehört.
Vertrauen ist wichtig
Was klar ist, wichtig für Kinder sind andere Kinder. Seien es Geschwister oder Freunde. Und Exklusiv-Zeit mit ihren Eltern. Sie brauchen Vertrauen und die Gewissheit, dass ihre Bedürfnisse ernst genommen werden. Und das hängt nun nicht davon ab, ob sie alleine oder mit Geschwistern leben. Wenn Eltern also gerne mehr Kinder möchten, dann nicht, weil es für das erste Kind gut oder schlecht ist, sondern weil sie eben gerne ein zweites Kind möchten.
Wir möchten auch gerne noch ein Geschwisterchen für Finn, aus ganz egoistischen Gründen. Dann ist er aber auch schon so alt, dass er wie ein Einzelkind groß geworden ist.
Um mal einen Blick in die Schule zu werfen, kann man sagen, dass Einzelkinder oft etwas mitteilungsbedürftiger sind als Geschwisterkinder. Wobei man das auch nicht pauschalisieren kann. Ich habe schon des öfteren gedacht, das Kind lebt sicher alleine zu Hause und es war nicht so.
Mein Fazit? Auch wenn sich das hier jetzt anhört, als wären Einzelkinder besser dran, denke ich nicht so. Meiner Meinung nach macht es keinerlei Unterschied außer in speziellen krassen Fällen. Was meint ihr? Einzelkind oder Geschwisterkind? Oder einfach egal.